Autobiografischer Roman

Zhang Lijia hat nicht vor, sich mit ihrem Schicksal abzufinden. Sie wächst im Nanjing der 1980er Jahre in ärmlichen Verhältnissen auf. Der Schock der Kulturrevolution sitzt den Menschen noch in den Knochen, Bücher sind ebenso verpönt wie westliche Kleidung, jeder der auffällt, wird argwöhnisch beobachtet. Mit 16 Jahren muss sie die Schule verlassen, um den Arbeitsplatz ihrer Mutter in einer staatlichen Rüstungsfabrik zu übernehmen, der ihr eine »eiserne Reisschüssel« – ein sicheres Einkommen – garantiert.
Als die junge und wissensdurstige Lijia die monotone Arbeit aufnimmt, will sie nur noch eins: Ausbrechen aus der Monotonie und der Überwachungsgesellschaft, die ihr absolute Anpassung abverlangt und gleichzeitig geistige Entfaltung verhindert. Sie will ihren eigenen Weg gehen.
Selbstbewusst trägt sie moderne Kleidung und bringt sich Englisch bei. Im Sommer 1989 schließlich, organisiert die geborene Revoluzzerin die größte Arbeiterdemonstration Nanjings und gerät ins Visier der Polizei.
Ein faszinierendes Zeitzeugnis des Jahrzehnts gewaltiger politischer und sozialer Umwälzungen aus der Perspektive einer Frau, die sich weigert, sich dem System zu beugen und die familiäre und gesellschaftliche Enge zu akzeptieren.

 

Die Tiefenstruktur der chinesischen Mentalität

Im Zusammenhang mit China taucht der Begriff ›Systemrivalität‹ immer häufiger auf. Aber worin genau besteht diese Rivalität? Worin unterscheidet sich das chinesische Denken und Fühlen so grundlegend von unserem europäischen?
Der Historiker Sun Longji zeichnet mit dieser scharfen Persönlichkeitsanalyse ein ausführliches Psychogramm der chinesischen Mentalität. Deren Tiefenstruktur, mit einer ›grammatikalischen Struktur‹ vergleichbar, hat die Jahrhunderte unverändert überdauert und könne, so Sun, durchaus als Erfolgsrezept betrachtet werden, – zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht.
Doch was bedeutet die chinesische Erziehungsweise für den Einzelnen? Wo bleibt noch Raum für das ›Selbst‹? Und wie ist der Personenkult um Chinas Führungspersönlichkeiten erklärbar?
Die Geschichte ist entscheidend für das Verständnis jedes Landes. Dies gilt insbesondere für China, dessen heutige Gesellschaft ohne den Rückbezug auf seine lange Geschichte kaum zu begreifen ist.

Der Autor

Sun Longji,

Der Herausgeber

Prof. Dr. Thomas Heberer studierte Ethnologie, Philosophie, Politologie und Sinologie  in Frankfurt am Main, Göttingen, Mainz und Heidelberg. Nach seiner Promotion im Jahre 1977 arbeitete er zunächst für mehr als vier Jahre als Lektor und Übersetzer im Verlag für Fremdsprachige Literatur in Peking. 1989 habilitierte in Bremen. Nach Stationen in Bremen und Trier übernahm er im Jahre 1998 den Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Ostasien an der Universität Duisburg-Essen. Seit 2009 fungiert er zugleich als Ko-Direktor des Konfuzius-Instituts Metropole Ruhr an der Universität Duisburg-Essen. Seit 2013 hat er eine Seniorprofessur für Politik und Gesellschaft Chinas inne. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Prozesse, Strukturen und Akteure des politischen, sozialen und institutionellen Wandels in China. Seit 1981 führt er auf fast jährlicher Basis Feldforschung in China durch. Mit über 50 Jahren Forschungstätigkeiten zu China gehört er zu den führenden Chinaexperten in Deutschland.

Eine Kindheit im Shanghai der Roten Garden

A Mei ist anders als die anderen. Mit ihren großen Augen, der hohen Nase und den hellbraunen Haaren fällt sie im Shanghai der 1960er Jahre überall auf. Kein Wunder: A Meis Großmutter Océane ist Französin. Ihr hat es A Mei auch zu verdanken, dass sie so wunderbar Klavier spielen kann. Doch plötzlich ändern sich die Zeiten und A Mei wünscht sich mit einem Mal nichts sehnlicher, als dem Durchschnitt zu entsprechen und ohne ihr besonderes Aussehen, ohne ihre besonderen Begabungen unbemerkt in der Masse untertauchen zu können. Aufzufallen wird mit einem Mal gefährlich. Wie sehr, muss die kleine A Mei schmerzhaft erfahren …

Ein schonungsloser Blick hinter die Mauern, hinter denen zahllose Menschen, die man zu „Unkraut“ stempelte, im Zuge der aufwallenden Kulturrevolution sogar innerhalb ihrer eigenen vier Wände der Willkür und Gewalt entfesselter junger Menschen hilflos ausgeliefert waren.
Eine Geschichte, die auch uns durchaus etwas angeht: Überall auf der Welt werden immer noch Menschen instrumentalisiert, um andere zu drangsalieren. Cao greift demnach ein – leider unvermindert – aktuelles Thema auf, das sich beliebig übertragen lässt und das uns stets daran erinnern sollte, sich die Meinung anderer niemals unreflektiert anzueignen!

Stimmen zum Buch

Cao Wenxuan […] ist Chinas Pionier des Coming-of-Age-Romans.“
Steffen Gnam, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.12.2019

Der Autor

Cao Wenxuan wurde 1954 in einem kleinen Dorf in Yancheng in der Provinz Jiangsu als Sohn eines Grundschuldirektors geboren. Seit 1974 studierte er an der Universität Beijing Philosophie, Ästhetik, Literaturtheorie und Kinderpsychologie. Damit legte er auch den Grundstein für seine späteren Jugendromane. Heute ist Cao Wenxuan an der Universität Beijing als Professor für Chinesische Literatur und Kinderliteratur tätig.
Cao hat bereits mehr als 50 Romane und Erzählungen verfasst und zählt heute zu den herausragendsten Schriftstellern der chinesischen Gegenwartsliteratur. Seine Bücher werden an Schulen als Pflichtlektüre eingesetzt, viele von ihnen gelten bereits als Klassiker. Cao Wenxuan hat zahlreiche Preise gewonnen, darunter den British Pen Award und im Jahr 2016 als erster chinesischer Autor, den renommierten Hans-Christian-Andersen-Preis.

Obwohl Cao Wenxuan in extrem armen Verhältnissen aufwuchs, waren seine Kindheit und Jugend doch reich an emotionalen und ästhetischen Eindrücken. Das spiegelt sich in seinem Schreibstil wieder. Viele seiner Werke haben autobiografische Elemente, Schauplatz seiner Romane ist meist das ländliche China der 1950er und 1960er Jahre.
Seine vorrangig jugendlichen Protagonisten bleiben dabei die Härten des Lebens nicht erspart. Sie sind Hungersnöten, Bränden, Unwettern, Tod, Krankheiten oder anderen Katastrophen ausgesetzt und müssen lernen, damit  zurechtzukommen. Das tun sie auf vielfältige und kreative Weise und man kann den Figuren dabei zusehen, wie sie an ihren Aufgaben wachsen und gestärkt aus jeder dieser Schwierigkeiten hervorgehen.
Nicht zuletzt aus diesem Grund sind Caos Bücher auch für unsere heutige Jugend eine ermutigende Lektüre. Doch schon allein Caos poetische und bildgewaltige Sprache ist ein Lesevergnügen der besonderen Art: Entschleunigend und detailgenau, jedoch ohne den durchdacht konstruierten Spannungsbogen jemals zu unterbrechen.

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