… und andere Familiengeheimnisse

Der Brief eines Anwalts und die Aussicht auf ein ungewöhnliches Erbe wirbeln alles durcheinander, was Gloria Rouven bislang über ihre mexikanisch-amerikanische Familie in Arizona zu wissen glaubt. Auf ihrer Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren entdeckt sie die Geschichte der jungen Holly Harper, einer amerikanischen Missionarstochter, die in Nordchina in die Wirren des Boxeraufstandes gerät.
Als Holly mit T’ang San, dem Sohn der lokalen mandschurischen Fürstenfamilie Bekanntschaft macht, gerät ihre geordnete Welt ins Wanken. Der Boxeraufstand breitet sich aus, und die Familie T’ang muss ihr politisches Überleben sichern und bald ist nicht mehr klar, wer auf welcher Seite steht. Böse Gerüchte machen die Runde und die Gefahr wird immer größer. Eines Tages müssen beide eine Entscheidung treffen.
Gloria Rouvens Spurensuche beginnt im Reservat der San Carlos Apachen in Arizona, führt sie nach Mexico, Ohio und schließlich nach China. Wird es ihr gelingen, die wahre Identität ihrer Urgroßeltern, und damit auch ihre eigene, aufzudecken?

Die Autorin

Andrea Valenzuela ist Sinologin, sie war viele Jahre lang Dolmetscherin für Chinesisch und Englisch und unterrichtet jetzt Chinesisch, Englisch und Geschichte an einer weiterführenden Schule.
Während ihres Sinologie-Studiums hat sie drei Jahre in Peking studiert. Dort hat sie ihren chinesischen Mann kennengelernt, mit dem sie nach Berlin gezogen ist. Nach der Trennung hat sie wieder geheiratet und ist in die USA in den Bundesstaat Arizona gezogen, wo sie 16 Jahre gelebt und gearbeitet hat.
Sie liebt die chinesische Sprache und hat Lehrwerke entwickelt und veröffentlicht. Die Inspiration für ihre Geschichten findet sie in der Begegnung mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen.

Eine Kindheit im Shanghai der Roten Garden

A Mei ist anders als die anderen. Mit ihren großen Augen, der hohen Nase und den hellbraunen Haaren fällt sie im Shanghai der 1960er Jahre überall auf. Kein Wunder: A Meis Großmutter Océane ist Französin. Ihr hat es A Mei auch zu verdanken, dass sie so wunderbar Klavier spielen kann. Doch plötzlich ändern sich die Zeiten und A Mei wünscht sich mit einem Mal nichts sehnlicher, als dem Durchschnitt zu entsprechen und ohne ihr besonderes Aussehen, ohne ihre besonderen Begabungen unbemerkt in der Masse untertauchen zu können. Aufzufallen wird mit einem Mal gefährlich. Wie sehr, muss die kleine A Mei schmerzhaft erfahren …

Ein schonungsloser Blick hinter die Mauern, hinter denen zahllose Menschen, die man zu „Unkraut“ stempelte, im Zuge der aufwallenden Kulturrevolution sogar innerhalb ihrer eigenen vier Wände der Willkür und Gewalt entfesselter junger Menschen hilflos ausgeliefert waren.
Eine Geschichte, die auch uns durchaus etwas angeht: Überall auf der Welt werden immer noch Menschen instrumentalisiert, um andere zu drangsalieren. Cao greift demnach ein – leider unvermindert – aktuelles Thema auf, das sich beliebig übertragen lässt und das uns stets daran erinnern sollte, sich die Meinung anderer niemals unreflektiert anzueignen!

Stimmen zum Buch

Cao Wenxuan […] ist Chinas Pionier des Coming-of-Age-Romans.“
Steffen Gnam, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.12.2019

Der Autor

Cao Wenxuan wurde 1954 in einem kleinen Dorf in Yancheng in der Provinz Jiangsu als Sohn eines Grundschuldirektors geboren. Seit 1974 studierte er an der Universität Beijing Philosophie, Ästhetik, Literaturtheorie und Kinderpsychologie. Damit legte er auch den Grundstein für seine späteren Jugendromane. Heute ist Cao Wenxuan an der Universität Beijing als Professor für Chinesische Literatur und Kinderliteratur tätig.
Cao hat bereits mehr als 50 Romane und Erzählungen verfasst und zählt heute zu den herausragendsten Schriftstellern der chinesischen Gegenwartsliteratur. Seine Bücher werden an Schulen als Pflichtlektüre eingesetzt, viele von ihnen gelten bereits als Klassiker. Cao Wenxuan hat zahlreiche Preise gewonnen, darunter den British Pen Award und im Jahr 2016 als erster chinesischer Autor, den renommierten Hans-Christian-Andersen-Preis.

Obwohl Cao Wenxuan in extrem armen Verhältnissen aufwuchs, waren seine Kindheit und Jugend doch reich an emotionalen und ästhetischen Eindrücken. Das spiegelt sich in seinem Schreibstil wieder. Viele seiner Werke haben autobiografische Elemente, Schauplatz seiner Romane ist meist das ländliche China der 1950er und 1960er Jahre.
Seine vorrangig jugendlichen Protagonisten bleiben dabei die Härten des Lebens nicht erspart. Sie sind Hungersnöten, Bränden, Unwettern, Tod, Krankheiten oder anderen Katastrophen ausgesetzt und müssen lernen, damit  zurechtzukommen. Das tun sie auf vielfältige und kreative Weise und man kann den Figuren dabei zusehen, wie sie an ihren Aufgaben wachsen und gestärkt aus jeder dieser Schwierigkeiten hervorgehen.
Nicht zuletzt aus diesem Grund sind Caos Bücher auch für unsere heutige Jugend eine ermutigende Lektüre. Doch schon allein Caos poetische und bildgewaltige Sprache ist ein Lesevergnügen der besonderen Art: Entschleunigend und detailgenau, jedoch ohne den durchdacht konstruierten Spannungsbogen jemals zu unterbrechen.

Die Kulturrevolution – zehn Jahre Terror

Nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 zwang die Kommunistische Partei dem armen, rückständigen Land ein rasantes Tempo der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung und Kollektivierung auf – und verursachte die Katastrophe des Großen Sprungs nach vorne.

Ernüchtert ergriff eine Fraktion der Partei die Macht und vollzog einen weniger radikalen Kurs. Nun aber fürchteten Mao Zedong und sein Kreis, dass China den Weg zum Kommunismus verlasse, bürokratisch und verkrustet wie die Sowjetunion werde. Um das zu verhindern, starteten sie 1966 die Große Proletarische Kulturrevolution. Die Träger der Revolution waren Chinas Jugendliche. Sie nahmen die Rolle als Verteidiger des Sozialismus begeistert an. Als Rote Garden bekämpften sie alle angeblich antisozialistischen Elemente, überzogen das Land mit einer Welle der Gewalt und stürzten es in ein Chaos. China geriet an den Rand eines Bürgerkriegs. Doch selbst nachdem die Macht der Roten Garden gebrochen war, wurde der radikale Kurs fortgesetzt. Erst der Tod von Mao Zedong 1976 macht den Weg frei zum Ende der Großen Proletarischen Kulturrevolution.

Die Kulturrevolution dauerte zehn Jahre lang an. Millionen von Menschen fielen den von Mao Zedong ins Leben gerufenen Säuberungsaktionen, die sich gegen sogenannte „Schwarze Elemente“, also Intellektuelle, Künstler, Großgrundbesitzer, usw. richtete, zum Opfer.
Das Schlimmste dabei war, daß man oft aus den eigenen Reihen verraten wurde: Kinder klagten ihre Eltern an, Schüler ihre Lehrer, man konnte vor niemandem mehr sicher sein.
Diese Zeit der Angst und des Misstrauens, die landesweit größte seelische Verletzungen hinterließ, wurde in China nie aufgearbeitet und belastet zahllose Familien bis heute.

Auch in diesem vierten Band aus der Reihe „Chinas Geschichte“ gelingt es der Historikerin Cornelia Hermanns, die komplexen geschichtlichen Ereignisse dieser überaus wirren und turbulenten Zeit anschaulich darzulegen. Mit Expertise ausgewähltes Bildmaterial ergänzt die sorgfältig aufbereiteten Texte und Infokästen und bringt Klarheit in eines der dunkelsten Kapitel der chinesischen Geschichte.

Die Autorin

Die Journalistin und Autorin Cornelia Hermanns, geborene Stuttgarterin, lebt (mit ihrem Mann, ihren zwei Töchtern, einem Kater und zwei Meerschweinchen) in Tübingen. Sie ist promovierte Geschichtswissenschaftlerin, und China hat sie schon immer begeistert. Lustig findet sie zum Beispiel die riesigen Fahrradparkplätze in den chinesischen Städten. Und auch das morgendliche Treiben in den chinesischen Parks hat es ihr besonders angetan, weil man dort Menschen bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten beobachten kann, z.B. beim Flötespielen oder lauten Auswendiglernen von Gedichten. Ihr chinesisches Lieblingswort: 龍 (long = Drache). (Gemeint ist damit natürlich der freundliche chinesische Drache.)

Der Illustrator

Gregor Koerting aus Dresden ist einer der kreativen Köpfe des Designstudios Idlebeats. Er lebt und arbeitet in Shanghai. Der Künstler zeichnet sich durch eine große Liebe zum Detail, handwerkliches Können und akribische Recherchen in Bezug auf historische Dastellungen aus. Die stilistische Vielfalt Körtings reicht von Street Art über Screen Design und Plakatgestaltung bis zur Ölmalerei. Daraus erklärt sich auch die Bandbreite seiner Aufträge: Das Duo von Idlebeats wurde bereits von Konzernen wie Nokia und Kiehl’s und für Events wie die Shanghai Expo oder das Camera Japan Film Festival engagiert.

Chinas traumatisches Vermächtnis

1966 rief Mao Zedong als Vorsitzender der kommunistischen Partei Chinas zur großen Proletarischen Kulturrevolution auf. Was nun folgte, war ein Angriff Roter Garden auf das angeblich vom Weg zum Kommunismus abgefallene China und seine kommunistische Partei. Um diesen geschichtlich einzigartigen Vorgang darzustellen, hat die Historikerin Cornelia Hermanns einen breiten Bogen gespannt. Spannend wie ein Politthriller, dabei allein faktenorientiert, beschreibt sie China in der Zeit von 1911, dem Ende des Kaisertums, bis 1976, dem Tod Mao Zedongs: die Anfänge des Kommunismus, das konfliktreiche Verhältnis zur Sowjetunion, den Krieg gegen Japan, den Kampf der Kommunisten um die Macht, den Koreakrieg, die Pläne zum Aufbau sowie den Großen Sprung nach Vorne. Und als Konsequenz der langen Geschichte, die Große Proletarische Kulturrevolution, die China bis an den Rand eines Bürgerkriegs geführt hat und bis heute die chinesische Gesellschaft zutiefst verstört.

Die Autorin Cornelia Hermanns

Die Journalistin und Autorin Cornelia Hermanns, geborene Stuttgarterin, lebt (mit ihrem Mann, ihren zwei Töchtern, einem Kater und zwei Meerschweinchen) in Tübingen. Sie ist promovierte Geschichtswissenschaftlerin, und China hat sie schon immer begeistert. Lustig findet sie zum Beispiel die riesigen Fahrradparkplätze in den chinesischen Städten. Und auch das morgendliche Treiben in den chinesischen Parks hat es ihr besonders angetan, weil man dort Menschen bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten beobachten kann, z.B. beim Flötespielen oder lauten Auswendiglernen von Gedichten.

Ihr chinesisches Lieblingswort: 龍 (long = Drache). (Gemeint ist damit natürlich der freundliche chinesische Drache.)

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