Ein interkulturelles Experiment
Wu Yimeng hat ein Experiment gemacht. Sie hat neun Menschen in Deutschland neun chinesische Dinge in die Hand gegeben und neun Chinesen neun deutsche Dinge vorgelegt. Jeder sollte raten, was das Ding ihm erzählt – und wozu man den unbekannten Gegenstand aus dem anderen Land wohl verwendet. Heraus kamen dabei witzige Ideen und Geschichten, die das mit verschiedenen Papiersorten aufwendig gestaltete Büchlein erzählt – auf Deutsch und auf Chinesisch. Eine Kulturanalyse der anderen Art.
Die Autorin und Illustratorin
Yimeng Wu wurde 1983 in Shanghai geboren und kam mit neun Jahren nach Deutschland. Sie studierte Visuelle Kommunikation an der Folkwang Universität der Künste Essen, der ENSAD Paris und der Universität der Künste in Berlin. Heute lebt sie als freischaffende Designerin und Künstlerin in Berlin. Das Medium Buch liegt ihr für ihre künstlerischen Anliegen besonders am Herzen, und ihre Buchprojekte wurden u.a. für den Young Illustrators Award nominiert und von der Stiftung Buchkunst prämiert („Die schönsten deutschen Bücher“).
Ein künstlerisch wertvolles Zeitdokument
Das China der Zwischenkriegszeit war Schmelztiegel und Pulverfass zugleich. Wie nie zuvor war das Reich der Mitte dem Einfluss widersprüchlichster Strömungen ausgesetzt. Chinas verzweifelte Versuche, westliche Technik und die philosophische Tradition Chinas zu vereinen, waren fehlgeschlagen. Der österreichische Maler Friedrich Schiff hat das von Aufbruchsstimmung und Hoffnungslosigkeit gleichermaßen geprägte China eingefangen: Ohne Beschönigung dokumentierte er etwa das von Gegensätzen geprägte kapitalistische Milieu Shanghais, dem glitzernden Inbegriff moralischer Verkommenheit, das aber auch Treffpunkt der Intellektuellen und Brutstätte der Revolution war.
Der Maler
Der Wiener Friedrich Schiff war Chinas bekanntester ausländischer Maler der 1930er und 1940er Jahre. 1930 im Alter von gerade 22 Jahren, kam Friedrich Schiff nach Shanghai, wo er seinen Alltag in Bildern einfing. Ob Porträts, Landschaften oder seine treffsicheren Karikaturen, die große Bandbreite seiner Werke spiegelt seine enorme künstlerische Begabung. 1947 ging Schiff nach Argentinien. Dort verbrachte er weitere sieben Jahre, bevor er zurück nach Wien übersiedelte, wo er nur sechzigjährig starb.
Der Herausgeber
Prof. Dr. Gerd Kaminski studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften und Chinesisch. Seit 1971 leitet er die Österreichische Gesellschaft für Chinaforschung (ÖGCF), in deren Räumlichkeiten auch die gesammelten Originale Friedrich Schiffs zu bewundern sind. Mehrere Gastprofessuren führten ihn in die USA und nach China. Auch als Berater der österreichischen Außenministeriums in Fragen China betreffend, machte sich Prof. Kaminski einen Namen.